Häufigste Diagnosen

Häufigste Diagnosen

Plötzliche Schwindelattacken sind nicht ungefährlich, zum Beispiel, wenn sie beim Autofahren einsetzen oder zu einem Sturz führen. Die hiermit verbundene Angst kann sich – ebenso wie zum Beispiel bei der Höhenangst – verselbständigen und zu lang anhaltenden Beschwerden führen: Phobischer Schwankschwindel ist als alleinige bzw. als zusätzliche (sekundäre) Ursache von Schwindel besonders häufig. Bei der zweithäufigsten Schwindelform, dem gutartigen Lagerungsschwindel, der durch Verschleiß oder durch – auch leichtere – Kopfverletzungen entstehen kann, brechen im Innenohr kleinste Kristalle aus Kalziumkarbonat (Kalk) ab und treiben in einen Bogengang des Gleichgewichtsorgans: Bei jedem Lagewechsel sinken sie dann zum jeweils tiefsten Punkt, was die Flüssigkeit im Bogengang beschleunigt. Der Patient empfindet kurze, heftige Drehschwindelattacken.

Mit einem einfachen Lagerungsmanöver lassen sich diese Kalkteilchen aus dem Bogengang schwemmen und so die Symptome lindern. Auch der ein- oder beidseitige Ausfall der Gleichgewichtsorgane sowie entzündliche Veränderungen des Gleichgewichtsnervs führen ebenso wie die Menière´sche Erkrankung zu Schwindel. Ebenfalls neurologisch gesehen werden müssen die so genannte Schwindel-Migräne, neurodegenerative Erkrankungen und vor allem Durchblutungsstörungen von Hirnstamm oder Kleinhirn. Wenn Schwindel mit Seh-, Sprech- oder Bewegungsstörungen der Arme und Beine einhergeht, ist das ein Notfall. Auch ein zu hoher oder zu niedriger Blutdruck führt oft zu Schwindel, Benommenheit, oder Ohnmachten (Synkopen).

Diagramm-schwindel-statistik-neurologische-poliklinik-uke-2000-2007

Eine Gesamtübersicht der Jahre 2000 – 2007 aus der Schwindelambulanz der Neurologie des UKE zeigt Abb.1.

Im Alter werden Schwindel und Gangunsicherheit häufig als „normale“ Begleiterscheinung des Alterns bewertet. Dass dieses nicht so ist, zeigen eine Vielzahl von Untersuchungen in diesem Bereich; u.a. zuletzt im Dt.Ärzteblatt von Klaus Jahn und Koautoren (2015; 112: 387-93), die neben einer umfangreichen Literaturrecherche auch über Daten des Dt.Schwindelzentrums München berichten (500 konsekutive Pat.). Dort wurde die Häufigkeit von Schwindelsyndromen bei sehr alten (>80J.) und jungen (<40J.) Patienten verglichen.

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In Abb.2 haben wir unsere eigenen Ergebnisse der Neurologie-Ambulanz hierzu am CIM-MPCH aus den vergangenen 5 Jahren (n=562; „alt“ >70J., „jung“<40J.) diesen Ergebnissen gegenübergestellt.

Untersuchungsmethoden

Gesichtspunkte bei der neuro-ophthalmologischen/neuro-otologischen Untersuchung:
Spontannystagmus, Lagerungs- oder Lage-nystagmus. Hinweise für zentrale vestibuläre Störungen oder zentrale bzw. andere neurologische Symptome, die auf eine ggf. zentrale Sörung hindeuten?

Anschliessend Untersuchung der Okulomotorik und des vestibulären Systems:
Untersuchung der Augenposition/-motilität, incl. Abdeck -Test. Blickhaltefunktion, Langsame Blickfolge, Blickrichtungsnystagmus. Schnelle Willküraugenbewegungen (Sakkaden). Optokinetischer Nystagmus.

Klinische Testung Peripher-vestibulärer Funktionen bzw. vestibulo-okulären Reflexes (VOR) durch rasche Kopfdrehung und Fixation eines stationären Punktes. Fixationssuppression des vestibulo-okulären Reflexes mittels Kopfdrehung und Fixation eines mit gleicher Geschwindigkeit bewegten Punktes. Untersuchung unter der Frenzel-Brille, Lagerungsmanöver; Blindstand (Romberg), Blindgang auf der Stelle (Unterberger), Gangproben.

Untersuchungen im Gleichgewichts- und Oculomotorik-Labor. Infrarot-ElektroOculographie, ENG,Calorik, Drehprobe, Clickevozierte Vest.EPs, Neurosonologie.