Blicklatenz: Variable gegenseitige Einwirkung zwischen Latenzzeiten der Kopf- und Augenbewegungen

Wolfgang H. Zangemeister  and Lawrence Stark,  Experimental Neurology Volume 75, Issue 2, February 1982, Pages 389-406, Abstract

Textsprache des Originals: Englisch

Latenzzeiten für Kopfbewegungen sind aufgrund dynamischer biomechanischer Verzögerungen größer als Augenbewegungslatenzen. Unsere EMG-Aufnahmen zeigen gleiche Latenzen in den Controllersignalen für die Augenbewegung und für die Kopfbewegung. Die längere dynamische Verzögerung der Kopfbewegung führt zum klassischen Blickmuster. Zunächst richtet eine schnelle sakkadische Augenbewegung den Blick auf das Ziel; eine langsamere Kopfbewegung folgt- in der Regel erst, wenn die schnelle Augenbewegung das Blickziel schon erreicht hat. Der hierbei begleitende vestibuläre Augenreflex (VOR bzw. CEM) tauscht die Kopfposition für die Augenposition aus. Das Auge bleibt während des gesamten Bewegungsablaufs am Ziel. Gegen Ende der Bewegung wird das Auge dann durch VOR/CEM in die Primärposition zurückgebracht. Latenzzeiten für Kopfbewegungen werden leicht durch experimentelle Bedingungen wie Anweisungen an die Untersuchungs-Person, Häufigkeit und Vorhersagbarkeit des Ziels, Amplitude der Bewegung und Ermüdungsentwicklung modifiziert. Sie koennen ausserdem von neurologischen Krankheitsprozessen betroffen sein. Die Auswirkungen auf die Kopflatenz werden durch idiosynkratische oder ko-variierende Änderungen der Augenbewegungslatenz widergespiegelt. Die Kovarianz der Latenz von Kopf- und von Augen-Bewegungen wird der gleichzeitigen neurologischen Verarbeitung auf höherer Ebene  zugeschrieben, da sie auf die Vorhersagbarkeit des Stimulus und auf die neurale Fatige/Ermuedung reagiert. Diese experimentellen Ergebnisse können leicht anhand eines Blicklatenzdiagramms demonstriert werden. Sie sind auch in einer Tabelle dargestellt, die aus einer Verzweigungs-Modellzuweisung von Latenzzeiten gemäß einem hypothetischen neurologischen Schema abgeleitet ist. Das Potenzial dieser koordinierten Blicklatenzstudien für die neurologische Diagnose wird bei Patienten mit homonymer Hemianopsie veranschaulicht.