Kognitive neurovisuelle Rehabilitation und Fahrtüchtigkeit II

W. H. Zangemeister, A. Becker, H. Hökendorf, Neurol Rehabil 2002; 8 (5): 247-255, Abstract.

Textsprache des Originals: Deutsch

Der zweite Teil des Artikels zur kognitiven neuro-visuellen Rehabilitation gibt einen Überblick über die Ergebnisse des Trainings von neurologischen Patienten am Fahrsimulator der Neurologischen Klinik am REHA-Zentrum Soltau aus den vergangenen 10 Jahren. Dabei fällt auf, daß nicht wenige Patienten bei deutlich unterdurchschnittlichen Labortestergebnissen, einschließlich der Tests am Übungs-Pkw, in der praktischen Fahrprobe unauffällig oder sogar gut bewertet wurden. Einige mögliche Ursachen hierfür könnten sein:

  • Die Tests messen weitgehend etwas anderes, als beim Fahren im Straßenverkehr gefordert wird.
  • Die Tests messen zwar fahrrelevante Fähigkeiten (z. B. Reaktionsschnelligkeit), diese werden beim praktischen Fahren aber nur selten in gleicher Art wie in der Testsituation abgerufen.
  • Die für das Fahren notwendigen Bewegungsabläufe bleiben trotz Einschränkung in bestimmten Leistungsbereichen erhalten.
  • Die Personen konnten die in der Testsituation festgestellten Defizite beim praktischen Fahren kompensieren.

Solange keine Tests verfügbar sind, die hoch mit der Fahrprobe korrelieren und sich bei der Vorhersage der Fahrtauglichkeit bewährt haben, werfen solche Diskrepanzen Probleme bei der Bewertung der Fahrtauglichkeit auf. Es sollte daher die Frage beantwortet werden, ob das mit den Tests festgestellte Defizit überhaupt für das praktische Fahren relevant ist und inwieweit es kompensiert werden kann. Der Rehabilitationserfolg in beiden Gruppen findet sein neuropsychologisch-neurophysiologisches Korrelat in einer Integration und Reorganisation extrastriatärer High-Level-Information. Es ist somit von besonderem Stellenwert, diese kognitiven Aspekte des menschlichen Sehens bei der Rehabilitation von hemianopischen Patienten durch ein spezielles Trainingsprogramm zu berücksichtigen.